Haarausfall nach Corona: Muster, Ursachen & Behandlung

Eine Corona-Infektion hat Auswirkungen auf den ganzen Körper, inklusive der Organe und Gefäße. Und auch die Haare (bzw. Haarwurzeln) werden davon in Mitleidenschaft gezogen. Das hat die AAD (American Academy of Dermatology Association) bereits offiziell verkündet und ist auch unsere Erfahrung in unserer Haarsprechstunde. Seit der Corona Pandemie stellen wir eine zunehmende Anzahl an Patienten fest, die Haarausfall durch Corona vermuten. Das ist aber noch nicht alles, selbst bei Corona-Impfungen stellen einige Patienten Haarausfall fest.

Im Folgenden erhalten Sie Einblick in unsere Erkenntnisse in Bezug auf Haarausfall durch Corona und wie wir dies erfolgreich behandelt konnten.

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Haarausfall durch Corona wurde zunächst wenig beachtet

Haarausfall wurde bei Corona-Infektionen häufig bemerkt, neben mitunter lebensgefährlichen Symptomen. Da Haarausfall als Komplikation einer Corona-Infektion nicht lebensbedrohlich ist, wurde der Erfassung des Haarausfalls und der Haarausfallformen bei Post-Corona-Patienten in den Anfängen der Corona-Pandemie nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

In unserer Praxis haben wir den Zusammenhang zwischen Corona und Haarausfall schon früh erkannt. Die Zahl der Patienten, die aufgrund einer Corona-Erkrankung oder Corona-Impfung unter Haarausfall litten, nahm stetig zu. Es war nicht immer offensichtlich, aber die Muster häuften sich.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Fieber, Stress und die körperliche Belastung bei Erkrankung Haarausfall begünstigt. Jedoch steckt bei Corona mehr als das dahinter.

Muster & Verlauf bei Haarausfall durch Corona

Die Haarausfall-Muster bei COVID-19 Erkrankungen ähneln anderen Haarausfall-Mustern. Dabei beobachten wir diese Erscheinungsbilder:

  • Diffuser Haarausfall: Über das gesamte Kopfhaar hinweg fallen die Haare aus. Das Haar dünnt aus, die Kopfhaut schimmert durch.
  • Kreisrunder Haarausfall: Es entstehen kahle Stellen auf dem Kopf und/ oder in anderweitigem Körperhaar (Bart, Wimpern, Schambehaarung).
  • Vernarbende Alopezien: Es entstehen teilweise schwere entzündliche Areale assoziiert mit  einer zumeist ausgeprägten Fillicultis (Entzündung und Rötungen am Haaraustritt im Sinne einer perifollikuläre Rötungen oder Hyperkeratose am Haaraustritt.
  • Kombination: Diese Haarausfall-Muster treten bei Corona-bedingtem Haarausfall auch in Kombination auf.

Weitere Beobachtungen:

  • Der Schweregrad der Corona Erkrankung korreliert in unserem Patientengut nicht bedingt mit dem Schweregrad des Haarausfalls.
  • Zumeist setzt der Haarausfall 6-8 Wochen nach der Infektion ein.

Eine schnelle und zielgerichtete Behandlung des Haarausfalls ist notwendig, denn unbehandelt kann es zu einer kompletten Haarlosigkeit kommen.

Unterschiede bei Männern und Frauen

  • Der Ausfall der Kopfhaare tritt nach unseren bisherigen Erfahrungen häufiger bei Frauen auf. Bei Frauen entstehen teilweise initial ein bis zwei kleine, schmerzhafte und brennende, haarlose Areale in der Kopfhaut, welche von massivem diffusen Haarausfall begleitet werden.
  • Bei Männern kommt es häufig zur Bildung von haarlosen Arealen in der Bartregion und vereinzelt auch im Bereich der Kopfhaare. Ein massiver diffuser Haarausfall bleibt im Gegensatz zum weiblichen Geschlecht zumeist aus.

Ursache: Warum Corona zu Haarausfall führt

Corona führt zu unterschiedlichen Formen des Haarausfalls, häufig treten sie in Kombination auf. Ersten Erkenntnissen zufolge, stecken diese beiden Ursachen dahinter:

  • Durch Gefäßveränderungen werden die Haarwurzeln nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt.
  • Corona löst Autoimmunerkrankungen aus bzw. reaktiviert jene, die in Vergangenheit aufgetreten sind. Dadurch greift das Immunsystem die Haarwurzeln an.

Weitere Details und Bildmaterial finden Sie im folgenden Abschnitt.

Im Bild: Anagenes Effluvium und diffuser Haarausfall

Zerstörung der Gefäße durch Corona

Corona beschädigt Gefäße, aktuellen Erkenntnissen zufolge greifen Autoantikörper die innere Haut der Gefäße an (Endothel). Woraufhin die Versorgung von Zellen und Organen nicht mehr optimal funktioniert. Das wirkt sich auch auf das Haarwachstum und Haarbild aus.

Durch eine Unterversorgung der Haarfollikel mit Sauerstoff und Nährstoffen werden sie geschädigt und funktionieren nicht mehr richtig bzw. sterben ab. Den Haarwurzeln mangelt es also an “Treibstoff” für das Haarwachstum, woraufhin sie ihre Wachstumsphase unterbrechen.

Das zeigt sich im anagenen Effluvium (Haarausfall in der Wachstumsphase der Haare mit unterschiedlichen Haarlängen). Die Folge ist diffuser Haarausfall, welcher sich über das gesamte Kopfhaar erstreckt.

Autoimmunerkrankungen durch Corona

Wir stellen immer wieder fest, dass Corona Autoimmunerkrankungen auslöst bzw. reaktiviert. Die Professorin und Leiterin der Immundefekt-Ambulanz, Carmen Scheibenbogen der Charité Universitätsklinik in Berlin stellte treffend fest: “Long-COVID hat alle Anzeichen einer Autoimmunkrankheit.” Corona führt also zumindest bei manchen Erkrankten dazu, dass das Immunsystem fehlgesteuert reagiert. Dabei werden körpereigene Zellen und Organe als Fremdkörper bzw. Eindringlinge angesehen, die vom Immunsystem bekämpft werden.

Und dieses Muster sehen wir bei den Haarfollikeln ebenfalls, in Form von Alopecia Areata (kreisrundem Haarausfall). Diese Haarwurzeln werden also von den eigenen Abwehrkräften angegriffen. Daraufhin funktionieren sie nicht mehr korrekt und ihr Wachstumszyklus wird gestört.

  • Beim kreisrunden Haarausfall bilden sich haarlose Herde auf der Kopfhaut und der Bartregion bei Männern.
  • Dabei treten die Haarfollikel häufig in einen Ruhemodus ein, ohne dass die Haarwurzeln absterben.

Vernarbende & nicht-vernarbende Form der Alopezie

Es wird zwischen der vernarbender und nicht-vernarbender Alopezie unterschieden.

  • Bei der nicht vernarbenden Alopezie sterben die Haarwurzeln in aller Regel nicht ab. Sie gehen in einen Ruhezustand über. Sie stellen also “nur” ihre Arbeit ein.
  • Bei der vernarbenden Form der Autoimmunerkrankung werden die Haarfollikel und teilweise auch das umgebende Bindegewebe (bspw. die Haut) zerstört. Dies äußert sich in einem Absterben und Vernarben der Haarwurzeln. Dazu gehört u.a. die Folliculitis Decalvans, dahinter steckt eine Entzündung der Kopfhaut und Haarwurzeln, die die Haarfollikel unwiederbringlich zerstört. In einigen Fällen geht die Erkrankung mit einer Rötung der Kopfhaut und Ekzembildung einher.
Im Bild: Alopecia Areata (kreisrunder Haarausfall)
Im Bild: Vernarbende Alopezie bei Post-COVID-19 Patient
Im Bild: Folliculitis Decalvans

Wann tritt Haarausfall durch Corona auf?

Viele stellen sich die Frage, wann Haarausfall durch Corona auftritt.

  • Die meisten Fälle treten nach einer Infektion mit COVID-19 auf. Inzwischen gibt es eine Reihe von Studien, die den Zusammenhang von Corona-Erkrankungen bzw. Long COVID und Haarausfall belegen. Die Schwere des COVID-Verlaufs geht meist mit der Schwere des Haarausfall-Verlaufs einher.
  • Auch nach einer Corona Impfung kann es zu Haarausfall kommen. Wir haben beobachtet, dass Impfungen mit Haarausfall-Erkrankungen einhergehen können. Der Haarausfall ist jedoch in aller Regel weniger ausgeprägt als bei einer Corona-Infektion.
  • Die Inkubationszeit beträgt bei nicht-vernarbenden Alopezien etwa 4 bis 6 Wochen, nach Ansteckung bzw. Impfung. Bei schweren Formen der vernarbenden Alopezien kann die Inkubationszeit auch etwa 3 Monate betragen.

Behandlung des Haarausfalls durch Corona

Damit der Haarausfall durch COVID-19 gestoppt werden kann, ist möglichst schnell eine gezielte Therapie zu beginnen. Diese besteht aus folgenden Elementen:

  • Analyse: Zunächst einmal müssen andere Einflüsse ausgeschlossen werden. Daher werden im Patientengespräch diverse Fragen geklärt und weitere Untersuchungen durchgeführt (Familienanamnese, Blutanalyse, Ausschluss von Mangelerscheinungen, Untersuchung der Kopfhaut, Haare etc.).
  • Immunsuppressive Therapie: Bei dieser Therapie wird das Immunsystem unterdrückt, sodass die Haarwurzeln nicht länger von den Abwehrkräften des Körpers angegriffen werden. Typischerweise wird hier mit Kortison bzw. wirkungsgleichen Medikamenten agiert. Damit wird das Immunsystem reguliert, sodass es nicht mehr “überreagiert”.
  • Regenerative Therapie: Durch die Injektion von PRP (Plättchenreiches Blutplasma) und zytokin-reichem Plasma kann die schwere Entzündungsreaktion behandelt und die Haarwurzeln wieder regeneriert und ggf. reaktiviert werden. Es handelt sich also um eine gezielte Unterstützung der Haarfollikel, damit diese wieder genesen können. Dazu finden Injektionen in die Kopfhaut der betroffenen Regionen statt.
  • Haartransplantation: Wenn Haarfollikel absterben, können kahle Stellen entstehen. Sind die Follikel bereits abgestorben, dann kann dort kein Haarwachstum mehr stattfinden. Durch eine Verpflanzung der Haare, im Rahmen einer Haartransplantation, können die Lücken im Haarbild wieder geschlossen werden.

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Fazit und FAQ

Haarausfall bei Corona Erkrankungen ein bekanntes Phänomen, das bei schweren Corona-Verläufen häufiger auftritt. Auch die Corona-Impfung oder Long Covid können Haarausfall auslösen.

Der genaue Mechanismus, der zum Haarausfall bei COVID-19 führt, ist noch nicht vollständig erforscht. Es gibt jedoch erste Erkenntnisse, dass dies auf Gefäßveränderungen zurückzuführen sein kann, die die Versorgung der Haarwurzeln mit Nährstoffen und Sauerstoff beeinträchtigen. Zudem kann Corona Autoimmunerkrankungen auslösen oder reaktivieren, die das Immunsystem veranlassen, die Haarwurzeln anzugreifen.

In den meisten Fällen scheint der Haarausfall nach der Genesung von COVID-19 spontan und ohne spezifische Behandlung zurückzugehen. Es kann jedoch einige Monate dauern, bis sich das Haarwachstum wieder normalisiert und nicht bei allen Betroffenen erholen sich die Haarfollikel vollständig.

Gibt es Studien über Haarausfall aufgrund einer Covid Erkrankung?

Ja es gibt einige Studien, die diesen Zusammenhang klar belegen:

  • In einer im Mai 2022 veröffentlichen Studie wurde die Häufigkeit von Haarausfall (telogen effluvium) bei COVID-19-Patienten untersucht. Die Studie ergab, dass von 198 Patienten, die wegen COVID-19 behandelt wurden, 48 (also 24%) unter Haarausfall litten. (Quelle)
  • Eine im Oktober 2022 veröffentliche Studie untersuchte die Häufigkeit von Haarausfall nach COVID-19-Infektion in Saudi-Arabien und die damit verbundenen Faktoren. Von den 806 Teilnehmern berichteten 52,7 % über Haarausfall nach einer COVID-19-Infektion. (Quelle)

Eine im Juli 2022 veröffentliche Studie der Universtät Birmingham untersuchte Symptome und Risikofaktoren im Zusammenhang mit COVID-19. Die Studie untersuchte 115 Symptome bei 486.149 Erwachsenen mit einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion und verglich die Häufigkeit von Symptomen mit 1.9 Millionen Menschen ohne Infektion. Unter den 62 Symptomen, die nach 12 Wochen signifikant mit SARS-CoV-2 assoziiert waren, waren Anosmie, Haarausfall, Niesreiz, Ejakulationsschwierigkeiten und verminderte Libido am häufigsten. (Quelle)

Verursacht auch Long Covid Haarausfall?

Long COVID, ist ein Zustand, bei dem die Symptome von COVID-19 bei manchen Menschen über die akute Phase hinaus anhalten und das tägliche Leben beeinträchtigen. Die genauen Auswirkungen von Long COVID auf den Körper sind noch nicht vollständig erforscht, aber es wird angenommen, dass es eine Reihe von Auswirkungen auf verschiedene Organsysteme des Körpers haben kann, einschließlich des Herz-Kreislauf-Systems, des Atmungssystems, des Nervensystems und des Immunsystems.

Einige häufige Symptome von Long COVID sind Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Husten, Brustschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme. Auch Haarausfall wird als Symptom von Long Covid gemeldet.

Heilt der Haarausfall durch Corona von selbst?

In den meisten Fällen heilt der Haarausfall durch Corona von selbst. Der Körper braucht jedoch Zeit, um sich zu erholen.

Dies ist jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt stark davon ab, welche Art von Haarausfall durch Corona verursacht wird und wie stark die Haarfollikel in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Denn je nach Art des Haarausfalls stellen die Haarfollikel “nur” vorübergehend ihre Funktion ein oder werden irreversibel geschädigt, so dass sie keine Haare mehr produzieren werden.

Wie können wir Ihnen helfen?

Sie interessieren sich für eine professionelle Diagnostik und Behandlung Ihres Haarausfalls? Oder Sie möchten ihre Wimpern, Augenbrauen oder Ihren Bart durch eine Haartransplantation wiederherstellen oder optisch verschönern lassen? Dann kontaktieren Sie uns gerne!

Reza Azar, Ärztlicher Leiter

Zentrum für moderne Haartransplantation
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Reza P. Azar

Reza P. Azar ist einer der Pioniere innovativer Haarausfallbehandlungen und der modernen Haarchirurgie. Seit 2008 leitet er das „Zentrum für moderne Haartransplantation", in dem er als Haarchirurg und Experte für Haarausfalldiagnosen, -therapien und -behandlungen tätig ist. Im Laufe der Jahre konnten bereits tausende Patienten mit Haarausfall-Problemen erfolgreich behandeln werden.

Durch Forschungsarbeiten und ständige Weiterentwicklungen prägt er die Entwicklungen der modernen Haarchirurgie. Seine fachliche Meinung ist regelmäßig in TV, Presse und Radio gefragt, zudem ist er Autor verschiedener Fachbeiträge und Fachbücher.

Die Erfolgsraten bei Haarausfallbehandlungen liegen bei über 90%. Seine jüngste Errungenschaft ist die Entwicklung der "IG-Haartransplantation", transplantierten Haarfollikel gehen nach der Transplantation in direktes Wachstum über und fallen nicht zunächst aus, eine Revolution in der Haartransplantation.