Kahle Stellen am Kopf, Augenbrauen oder Bart - was tun?

Wenn plötzlich runde, kahle Stellen auf dem Kopf oder im Bart auftreten, liegt meistens ein sog. “kreisrunder Haarausfall” zugrunde. Die Autoimmunerkrankung kann im Extremfall bis zum Verlust der kompletten Kopf- und Körperbehaarung führen. Allerdings sind Spontanheilungen häufig und es stehen viele Therapieoptionen zu Verfügung.

Was also sollten Betroffen bei kahlen Stellen im Haar tun? Abwarten oder doch besser handeln, aber wie? Im folgenden Beitrag stellen wir Hintergründe vor und wie Sie agieren können.

1. Das Wichtigste auf einen Blick

  • Kahle Stellen können überall am Körper entstehen: Auf dem Kopf, am Bart, den Augenbrauen, im Schamhaar und der gesamten Körperbehaarung.
  • Es gibt unterschiedliche Ursachen für kahle Stellen im Haar.
  • Sind die kahlen Stellen rund oder oval und nicht entzündet, schuppig oder juckend, liegt meist das typische Muster eines kreisrunden Haarausfalls (Alopecia areata) vor.
  • Im Extremfall kann die gesamte Kopfbehaarung, in Einzelfällen auch sämtliche Körperbehaarung ausfallen.
  • Die Alopecia areata kann von selbst ausheilen und ist einer Behandlung gut zugänglich.
  • Nach Spontanheilung oder Therapie kommt es beim kreisrunden Haarausfall häufig zu Rezidiven (also einem späterem Wiederauftreten).

2. Kahle Stellen im Haar - die Symptome von kreisrundem Haarausfall

Der kreisrunde Haarausfall, auch bekannt als Alopecia areata, zeichnet sich durch ein charakteristisches Muster des Haarverlusts aus.

Zu Beginn der Erkrankung bilden sich einzelne runde oder ovale haarlose Stellen. Sie sind scharf abgegrenzt. Die haarlosen Stellen sind nicht gerötet oder schuppig und jucken auch nicht. An den Rändern der kahlen Stellen können ein paar kurze, abgebrochene Haare stehen bleiben, die man Komma- oder Ausrufezeichenhaare nennt. Manchmal fallen auch nur pigmentierte Haare aus und graue und weiße Haare bleiben stehen. Dann kann es wirken, als hätte der Betroffene innerhalb kürzester Zeit graue Haare bekommen.

Die kahlen Stellen bilden sich oft relativ schnell oder treten in Schüben auf. Im weiteren Verlauf können die kahlen Stellen größer werden und konfluieren. Der Haarausfall kann sowohl das Kopfhaar betreffen als auch Augenbrauen, Bart und Körperhaare. Bei einigen Betroffenen fallen sogar Wimpern und Augenbrauen komplett aus. Etwa 20 Prozent der Patienten sind von so schwerem Haarverlust befallen, dass sie große haarlose Bereiche entwickeln oder gar das komplette Kopfhaar, teilweise sogar die gesamte Körperbehaarung verlieren.

Bei etwa jedem vierten Patienten treten zusätzlich zum Haarausfall auch Nagelveränderungen der Finger- und Fußnägel auf. Diese äußern sich in kleinen Grübchen und Längsrillen, weißen Flecken auf den Nägeln, einer rauen Nageloberfläche oder brüchigen Nägeln. Sehr selten können auch die Nägel ausfallen. Ein Befall der Nägel korreliert oft mit einem schweren Krankheitsverlauf und manifestiert sich meist erst Jahre nach Beginn des Haarausfalls.

3. Wie häufig und wann treten die kahlen Stellen auf?

Etwa ein bis zwei Prozent aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Alopecia areata und entwickeln kahle Stellen am Kopf. Meistens liegt die Erstmanifestation im Kindes- oder jungen Erwachsenenalter, in über 80 Prozent der Fälle sind Menschen unter 40 Jahren davon betroffen. Bei einigen Patienten kann eine familiäre Häufung beobachtet werden.

Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen, wobei Frauen meist mehr unter der Veränderung ihres Haarbilds leiden. Auch im Kindesalter ist die Geschlechterverteilung etwa ausgeglichen.

In vielen Fällen heilt die Erkrankung spontan aus. Allerdings ist auch die Rezidivrate sehr hoch - wer einmal kreisrunden Haarausfall hatte, wird ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit noch einmal bekommen. Je länger die Erkrankung bereits andauert, desto wahrscheinlicher nimmt sie einen chronischen Verlauf.

4. Die Ursachen von kahlen Stellen am Kopf

In den meisten Fällen handelt es sich um einen kreisrunden Haarausfall, wenn plötzlich kahle Stellen an den Augenbrauen, Bart- oder Kopfhaaren auftreten. Als Ursache der Erkrankung wird eine Autoimmunreaktion vermutet. Es handelt sich um eine Fehlreaktion des Immunsystems, welches eigentlich zur Bekämpfung von Krankheitserregern sowie fremden oder entarteten Zellen zuständig ist. Beim kreisrunden Haarausfall greift das Immunsystem des Betroffenen fälschlicherweise die körpereigenen Haarwurzeln an. Das hat eine Entzündungsreaktion der Haarfollikel zur Folge. Dadurch stellen die Haare ihr Wachstum ein und fallen schließlich aus.

Was diese These unterstützt, ist die Tatsache, dass Patienten mit Alopecia areata häufig unter weiteren Autoimmunerkrankungen leiden. Bei ihnen kommen zum Beispiel die Schilddrüsenkrankheit Hashimoto-Thyreoiditis, die Weißfleckenkrankheit Vitiligo oder Neurodermitis gehäuft vor.

Da teilweise eine familiäre Häufung der Erkrankung beobachtet wird, ist auch eine genetische Teilursache anzunehmen. In einigen Fällen scheint auch eine psychogene Komponente eine Rolle zu spielen, da ein Auftreten oder eine Verschlechterung der Krankheit bei ausgeprägtem Stress oder schweren emotionalen Belastungen registriert werden konnte. Bei Menschen mit Down-Syndrom kommt ein kreisrunder Haarausfall auffällig häufig vor. Auch einige an Covid19 Erkrankte entwickeln im Verlauf einen kreisrunden Haarausfall.

5. Wachsen die Haare wieder nach?

Der typische Verlauf einer Alopecia areata beginnt meist mit einzelnen kahlen Stellen auf dem Kopf oder am Körper, die sich mit der Zeit vergrößern und miteinander verschmelzen. Bei bis zu 70 Prozent der Betroffenen heilt die Alopecia areata innerhalb eines Jahres von selbst aus und das eigene Haarwachstum setzt wieder ein.

  • Es kann jedoch passieren, dass die ersten nachwachsenden Haare weiß sind und erst später pigmentierte Haare kommen. Das liegt daran, dass der Hauptangriffspunkt des fehlgeleiteten Immunsystems die Melanozyten, die pigmentproduzierenden Zellen, sind.
  • Vor allem bei leichten Formen der Erkrankung kommt eine Spontanheilung häufig vor.
  • Eine langfristige Heilung verspricht das jedoch nicht - auch hier treten häufig Rezidive auf. Andererseits haben viele Therapieoptionen der Alopecia areata eine ähnliche Ansprechrate wie die Quote der Spontanheilungen. Deshalb ist ein abwartendes Verhalten zunächst durchaus möglich.

Im besten Fall tritt eine Spontanheilung ein. In schweren Verlaufsformen kann jedoch auch das gesamte Haar ausfallen. Der individuelle Verlauf lässt sich nicht vorhersehen.

6. Behandlungswege gegen kreisrunden Haarausfall

Wer bei sich selbst einen kreisrunden Haarausfall bemerkt, sollte möglichst zeitnah einen Experten für Haarausfallbehandlungen aufsuchen, um sich über die möglichen Therapieoptionen beraten zu lassen. Es gibt eine Vielzahl an medikamentösen Möglichkeiten.

Cortison

  • Häufig wird zunächst eine Cortison-Therapie angewandt. Diese kann lokal mit Cremes oder Lösungen erfolgen, in schweren Fällen auch systemisch mit Tabletten.
  • Bei sehr kleinen Herden kann Cortison in die Kopfhaut injiziert werden.
  • Der Nachteil der Cortison-Behandlung ist, dass für einen sichtbaren Erfolg oft hohe Dosen erforderlich sind, die mit entsprechenden Nebenwirkungen einhergehen.
  • Außerdem liegt nur eine Wirksamkeit vor, solange das Medikament regelmäßig eingenommen wird - nach dem Absetzen kann der Haarausfall zurückkehren.

Diphenylcyclopropenon

  • Ebenfalls häufig angewandt wird eine lokale Therapie mit Diphenylcyclopropenon (DCP). Sie kommt bei größeren Herden infrage und wird auch als topische Immuntherapie bezeichnet.
  • Dabei wird der Wirkstoff über mehrere Monate hinweg regelmäßig auf die Kopfhaut aufgetragen. Er löst eine allergische Entzündungsreaktion aus.
  • Die dadurch ausgelöste Immunreaktion soll die Immunzellen, die die Haarwurzeln angreifen und dadurch den Haarausfall auslösen, verdrängen. Die Therapie ist häufig erfolgreich, wird aber nur in speziellen Zentren angeboten.

Hautreizende Stoffe

  • Eine der ältesten Therapiemethoden ist es, auf die betroffenen Stellen hautreizende Stoffe aufzutragen. Durch die ausgelöste Entzündung sollen neue Haare wachsen.
  • Zum Einsatz kommen Anthralin (auch Cignolin genannt) oder Dithranol. Diese Option ist bei einigen Patienten erfolgreich. Wenn sich nach mehr als drei Monaten noch kein Erfolg eingestellt hat, kann sie jedoch beendet werden.

PUVA Therapie

  • Eine weitere Möglichkeit ist die PUVA-Therapie. Dabei wird der Wirkstoff Psoralen auf die Haut aufgetragen und dann mit UV-A-Licht bestrahlt (PUVA steht für Psoralen plus UV-A).
  • Diese Therapie kommt auch bei Schuppenflechte oder Neurodermitis zum Einsatz und soll die Schädigung der Haarfollikel durch das Immunsystem hemmen.

Weitere medikamentöse Ansätze

  • Versuchsweise kann das eigentlich bei erblichem Haarausfall verwendete Minoxidil als Lokaltherapie angewandt werden. Die Wirkung ist häufig aber nur mäßig.
  • Besonders bei Kindern werden häufig Zinktabletten zur Therapie eingesetzt. Zink soll das Immunsystem unterstützen und wirkt generell förderlich für gesunde Haut und Haare. Es kann andere Therapien unterstützen.
  • Hausmittel helfen bei kreisrundem Haarausfall oft wenig. Da sie aber auch keine nennenswerten Nebenwirkungen haben, kann versucht werden, die Kopfhaut mit Kokos- oder Arganöl zu massieren oder ein Extrakt aus Brennnesseln oder Basilikum aufzutragen.

Regenerative Therapien

Eine weitere Option, die bei verschiedenen Formen von Haarausfall eingesetzt wird und auch bei der Alopeca areata wirksam ist, sind bioregenerative Therapien. Meist kommen vor allem die PRP-Therapie und die Stammzellentherapie zum Einsatz.

  • Bei der PRP-Therapie (PRP= Platelet Rich Plasma, plättchenreiches Plasma) wird dem Patienten Blut entnommen und auf spezielle Weise aufbereitet. Es handelt sich somit um eine Eigenbluttherapie. Das daraus erhaltene Serum ist reich an Mikronährstoffen, Wachstumsfaktoren und Zytokinen und wird in die Kopfhaut gespritzt. Dort sollen die Haarwurzeln reaktiviert und zur Bildung neuer Haare angeregt werden.
  • Bei der Stammzellentherapie wird Unterhautfettgewebe des Patienten gewonnen und daraus Stammzellen extrahiert. Diese werden in die Kopfhaut injiziert und schütten ebenfalls Wachstumsfaktoren aus, die die Haarwurzeln zur Bildung neuer Haare anregen.

Eine Therapie, die die Alopecia areata auf Dauer heilt, gibt es bis heute leider nicht.

7. Weitere Ursachen für kahle Stellen im Bart, am Kopf oder den Augenbrauen

  • Neben dem kreisrunden Haarausfall können auch Infektionen der Kopfhaut für kahle Stellen sorgen. Wer unter Bakterien oder Pilzen auf dem Kopf leidet, hat jedoch zusätzlich zu den kahlen Stellen meist mit Rötung, Schuppen und starkem Juckreiz zu kämpfen.
  • Ebenfalls können Formen der vernarbenden Alopezie zu Haarausfall und kahlen Stellen führen. Dazu gehören u.a. die Frontal Fibrosierende Alopezie (FFA) und der Lichen Ruber Planopilaris, einige weitere finden Sie auch hier.
  • Auch durch einen Unfall können einzelne kahle Stellen im Bart, dem Kopfhaar oder den Augenbrauen entstehen. Da dies meist mit einer ausgeprägten Narbenbildung einhergeht, ist diese Form von Haarausfall nicht reversibel.
  • Weiterhin gibt es eine psychische Erkrankung namens Trichotillomanie, bei der sich Betroffene selbst die Haare ausreißen. Sie gehört zu den Zwangsstörungen. Da die Patienten häufig an immer den gleichen Stellen die Haare ausreißen, können kahle Flecken entstehen, die denen einer Alopecia areata ähnlich sind.
  • Auch bei einem erblich bedingten Haarausfall, der androgenetischen Alopezie, entstehen kahle Stellen am Kopf, die jedoch nach einem typischen Muster verlaufen und daher eher nicht mit der Alopecia areata verwechselt werden können.
  • Ein diffuser Haarausfall verursacht meist eine generalisierte Ausdünnung der Haare, kann aber an einzelnen Stellen betont auftreten.
  • Gerade bei einem allgemeinen Symptom wie einer kahlen Stelle im Haarbild ist die Differentialdiagnose wichtig, um die zugrunde liegende Ursache immer weiter einzugrenzen und schließlich zweifelsfrei festzustellen.

8. Ist eine Haartransplantation eine Option bei kahlen Stellen?

Ob eine Haartransplantation bei kahlen Stellen eine Option ist, hängt primär von der Ursache und vom Verlauf des Haarausfalls ab.

  • Bei kreisrundem Haarausfall ist eine Transplantation meist nicht nötig, da die Haare von selbst oder unter einer Therapie nachwachsen können.
  • Außerdem bietet dies auch keine Heilung - es kann sein, dass beim nächsten Schub oder einem Rezidiv die Haare an einer anderen Stelle ausfallen und dadurch erneut Lücken im Haarkleid entstehen.
  • Bei kreisrundem Haarausfall kommt eine Transplantation nur dann in Betracht, wenn die Haare auch nach Ausschöpfen aller sinnvollen Therapieoptionen nicht ausreichend nachgewachsen sind.
  • Der Haarausfall sollte vor Beginn der Transplantation aber gestoppt sein, damit es nicht um die neu eingepflanzten Haare herum weiterhin zu Haarverlust kommt.

Wenn die Haare durch einen Unfall oder Vernarbungen der Kopfhaut an dieser Stelle unwiederbringlich verloren sind, ist eine Haartransplantation eine sinnvolle Option.

9. Fazit

Kahle Stellen an den Augenbrauen, dem Bart- oder Kopfhaar können das Selbstwertgefühl und die Ästhetik der Betroffenen schwer beeinträchtigen. Am häufigsten liegt ein kreisrunder Haarausfall als Ursache vor.

Dieser kann zwar spontan ausheilen, rezidiviert jedoch häufig und es gibt auch schwere Verläufe, die zum Verlust großer Haarpartien bzw. der gesamten Körperbehaarung führen können.

Deshalb sollte zur Therapieplanung möglichst früh ein Hautarzt oder ein Experte für Haarausfallbehandlungen hinzugezogen werden. Im Zentrum für moderne Haartransplantation in Berlin freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme per E-Mail, Telefon oder unser Onlineformular.

Wie können wir Ihnen helfen?

Sie interessieren sich für eine professionelle Diagnostik und Behandlung Ihres Haarausfalls? Oder Sie möchten ihre Wimpern, Augenbrauen oder Ihren Bart durch eine Haartransplantation wiederherstellen oder optisch verschönern lassen? Dann kontaktieren Sie uns gerne!

Reza Azar, Ärztlicher Leiter

Zentrum für moderne Haartransplantation
Kurfürstendamm 218
10719 Berlin

Telefon: +49-30 206 474 18

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Reza P. Azar

Reza P. Azar ist einer der Pioniere innovativer Haarausfallbehandlungen und der modernen Haarchirurgie. Seit 2008 leitet er das „Zentrum für moderne Haartransplantation", in dem er als Haarchirurg und Experte für Haarausfalldiagnosen, -therapien und -behandlungen tätig ist. Im Laufe der Jahre konnten bereits tausende Patienten mit Haarausfall-Problemen erfolgreich behandeln werden.

Durch Forschungsarbeiten und ständige Weiterentwicklungen prägt er die Entwicklungen der modernen Haarchirurgie. Seine fachliche Meinung ist regelmäßig in TV, Presse und Radio gefragt, zudem ist er Autor verschiedener Fachbeiträge und Fachbücher.

Die Erfolgsraten bei Haarausfallbehandlungen liegen bei über 90%. Seine jüngste Errungenschaft ist die Entwicklung der "IG-Haartransplantation", transplantierten Haarfollikel gehen nach der Transplantation in direktes Wachstum über und fallen nicht zunächst aus, eine Revolution in der Haartransplantation.